Bericht 1

Nach etwa eine Woche China habe ich den ersten Schock ueberwunden und kann mal kurz einen Bericht zur Lage geben. Seit Samstag kann ich mich selbst verpflegen. Wir waren in Ningbo und haben in der Metro eingekauft. Dort gab es wenigstens die wichtigsten Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Butter, Milch, Marmelade und Toast zukaufen. Hier in der Stadt gibt es ausser Gemuese und Obst und Getraenke nichts fuer den westlichen Gaumen. Gestern habe ich erst einmal lebende Krebse und tote Foesche im Restaurant abgelehnt. Aber nun erstmal an den Anfang. Am Dienstag bin ich also in Shanghai gelandet und wurden von einem Chinesen abgeholt der soviel englisch konnte wie ich chinesisch. Im Taxi ging es dann Richtung Shanghai Office. Warum es keine Tote auf der Fahrt gab, weiss ich nicht. Genauso ist es mir schleierhaft, wie man hier ueberhaupt im Strassenverkehr ueberleben kann. Aber irgendwie habe ich den Selbsterhaltungstrieb schon entwickelt. Es wird hier links und rechts sowie drei-vier spurig gefahren, Nachts mit oder ohne Licht oder sogar Fernlicht. Und es wird permanent gehuppt.

In Shanghai gab es dann eine kurze Sightseeing tour. Wenn ihr den katastrophalsten Zustand der Strassen und Haeusser aus der ehemaligen DDR nehmt, dann ist es hier noch viel katastrophaler. Die meisten Gegenden sehen furchtbar aus. Zum Gleuck wohne ich im Villenviertel!

Seit Mittwoch letzter Woche tobe ich in der Firma herum. Die Firma selbst ist wie eine Oase in der Wueste, richtig schoen ordentlich und sauber. Die Leute sind sehr nett und offen. Zu tun gibt es genug. Vor allem muss man ihnen hier zeigen, dass man sorgfaeltig und genau arbeiten muss, wenn die Qualitaet stimmen soll. Zur Zeit bin ich bei der Logostempelerstellung am werkeln. Aber alles Dauert halt laenger. Heute hat es etwa 1,5 Stunden gedauert bis wir unsere Passfotos hatten!! In der Firma gibt es einen Chinesen, der sehr gut deutsch kann und der mich fast immer dolmetsch. Ebenso gibt es einen der ein bisschen englisch kann. Beide sind sehr freundlich und nur ein bisschen aelter als ich. Beide kuemmer sich auch um mich in der Freizeit. Es ist halt etwas besonderes mit einem Auslaender gesehen zu werden. In der Stadt bricht meist das Chaos aus, wenn wir drei Auslaender (Geschaeftfuehrer, Lebensgefaehrtin und ich) hier vorbeiradeln. Die meisten haben noch nie Langnasen gesehen. Am Sonntag war ich dann in der Nachbarstadt in der Disco. Eigentlich wie in Deutschland, nur starren sie alle einen an. War wahrscheinlich der erste Auslaender in der Disse. Auch ja und Polizei laeuft permanent auf der Tanzflaeche herum. Um Punkt 21.00 wurde die Tanzflaeche eroeffnet und dann stuerzten die Chinesen wie ausgehungert aufs Pakett. Gegen 23.00 gings wieder nach Hause. Montag war Arbeitstag. Davor war ich noch zum Essen eingeladen. Ein Arbeitskolege und seine Frau samt Sohn haben mich eingeladen. Leider fand der Sohnemann mich Langnase ziemlich furchterregend und hat permanent geweint.

Heute abend treffe ich meine Englischlehrerin, damit ich chinesisch lerne. Mal sehen wie das wird.

Zur Zeit wird hier auch gebaut und deswegen faellt hin und wieder der Strom und das Wasser aus. Wenn der Strom ausfaellt, kann ich nicht mehr meiner einzigen Freizeitbeschaeftigung froehnen. Video CD als Raubkopien, schoen billig (2-3 DM) und auf englisch.

Im grossen und ganzen wird es heir wohl sehr interessant und auch witzig. Ich werde wohl vieles mit Humor nehmen. Auffallen tut, dass man sehr schnell die alltaeglich Kleinigkeiten vermisst. Man kann nicht mal in die Kneipe gehen, Freunde anrufen oder sonst etwas tuen. Hier kann eigentlich keiner englisch!

Bericht 2

Es ist mal wieder Zeit fuer einen Bericht. Mich errinnert das ganze an eine Radiosendung. Damals bei Radio ffn im sonntaeglich Fruestuecksradio gab es immer einen Beitrag eines Ausserirdischen, der die Erde besucht und ueber das merkwuerdige Verhalten der Erdlinge berichtet. Und ich als ein Ausserchinese, der China besucht, mache so aehnliche Beobachtungen und werde versuchen, diese moeglichst authentisch weiterzuleiten, damit es in Deutschland nicht zu langweilig wird.

Kurz und gut, auch nach fast sechs Wochen unter 1,2 Milliarden Chinesen fuehle ich mich ganz wohl. Ansonsten entwickel ich gerade einen gesunden Humor und Sarkasmuss (ich will diesen Begriff mal eine positiv Bedeutung beimessen), der es ein leichter macht hier alles zu ertragen. Man braucht viel Gedult und Gelssenheit. Man merkt halt langsam, dass hier auf dem Lande alles sehr viel anders ist und man wenig Moeglichkeiten hat. Es sind alltaegliche Kleinigkeiten, die einem auf einmal fehlen oder einen nerven. Das faengt schon an, wenn man morgens vom ersten Stock ins Erdgeschoss wandern muss, da der Wasserdruck nicht ausreicht. In der Dusche muss man sich dann unter die Brause legen, damit wenigstens etwas Wasser heraustropft. Passiert nicht immer, aber man registriert solche Kleinigkeiten und koennte durchaus geneigt sein sich aufzuregen. Aber davon kommt auch nicht mehr Wasser aus der Leitung und ein bisschen Gymnastik am Morgen tut auch gut. Man muss halt aus der Not eine Tugend machen.

Eines werde ich wohl doch aufgeben. Ich werde nie die Verkehrsregeln entraetseln – so wohl auch kein Chinese. Letztens dachte ich schon begriffen zu haben, wann man bei rot haelt oder man links bzw. rechts faehrt. Aber jede Situation auf der Strasse scheint eine Sonderregel zu haben. Und ich habe mich angepasst. Ich hoere jetzt nicht mehr aufs hupen – ich bin schon irritiert, wenn mal keiner hupt und fahre wie ich will und hoffe, dass es gut geht. Das ist halt chinesischer Pragmatismus. Am Mittwoch haben die Chinesen wieder einmal eindruckvoll bewiesen, dass sie anders sind. Normalerweise sagt man der Spezie Mensch nach, aus Fehlern zu lernen oder wenigstens Schluesse zu ziehen. Aber nicht der Chinese. Ich habe schon haeufig die Verkehrsstaus bewundert, die durch drei Autos auf einer breiten Strasse hervorgerufen werden. Gestern habe ich aktiv das Phenomaen aus der Naehe erlebt, da wir mit dem Auto nach Hause gefahren sind. Da hier gebaut wird, laden LKWs schon mal Sand ab und versperren kurzfristig die Strasse. Normalerweise bildet sich dann eine kurze Schlange und der Stau loest sich recht schnell wieder auf. Hier allerdings ergreift jeder Chinese die Chance, wenn sich eine Schlange bildet und kein Gegenverkehr kommt (da ja die Strasse kurz gesperrt ist, kann kein Gegenverkehr kommen) und benutzt die Gegenfahrbahn mit. Meistens wird dann auch gleich 3-4 spurig gefahren. Allerdings nur bis zum Hindernis. Ja und oh Wunder, das gleiche passiert auf der anderen Seite des Hindernisses. Ja und wenn dann das Hindernis weg ist, geht auch nichts mehr, da sich nun die Autos die jeweilige Gegenfahrbahn versperren. Gestern war es dann so schlimm, dass noch nicht mal ein Fussgaenger weiter konnte! Und dann fing das Hupen erst richtig an!! Wie gesagt dieses Phenomaen ereignet sich fast taeglich und es sind nur wenige Autos und Chinesische Fahrer notwendig. Als Ausserchinese kann man da nur Schmunzeln. Ach ja heute haben wir eine Theorie ueber das Hupen aufgestellt. Der Chinese hat sowohl zu Fuss als auch auf dem Fahrrad eine sputreue wie ein Aachener mit 3 Promille! Deshalb hupen die Chinesen immer wenn sie einen ueberholen. Der Ueberholte soll halt seine Schwankung zur Strassenseite und nicht zur Mitte, was unweigerlich gesundheitsgefaehrdene Folgen haette, machen.

Unsere Ernaehrungssituation hat sich auch deutlich gebessert, da wir jetz ueber einen Backofen verfuegen. Wahrscheinlich der einzige in der Stadt Simen – wenn nicht sogar im Landkreis. Damit gehoeren ab sofort Pizza und Auflaeufe zum Speiseplan. Der Swimmingpool nimmt auch so langsam Gestalt an, so dass unsere Beachpartyplaene immer konkreter werden. Anfang Juli werden wir wohl die Saison eroeffnen. Ich denke, wer gerade in der Naehe ist, ist herzlich eingeladen. Unsere "Villen" werden immer attraktiver!!

Nach langem Studieren des chinesischen Fernsehens habe ich endlich eine franzoesiche Krimiserie gefunden, die Dienstag abends auf englisch ausgestraht wird. Sauer war ich, als der Sportsender puenktlich zum Start von Schumacher seine Nachtruhe begonnen hat. Allen Quatsch zeigen sie und dann so etwas. Ich konnte es dann aber am naechsten Abend sehen. Aber im Grunde sind die Sportnachrichten sehr ausfuehrlich und international, da sie halt politisch ungefaehrlich sind. Die Nachrichten kann ich zwar auch abends in englisch (in Deutschland gibt es so etwas immer noch nicht!!!) sehen, aber mit der Objektivitaet ist das so ‘ne Sache. Fuer die Objektivitaet kann ich dann immer abends und morgends Deutsche Welle hoeren und bin somit recht gut informiert.

Mitlerweile kehrt hier auch der Sommer ein, d.h. wir ueberschreiten die 30 Grad und es ist furchtbar schwuel draussen. Die beiden anderen Deutschen haben mich schon schonend darauf vorbereitet, dass es noch viel waermer wird. Ich stelle mir das dann etwa wie ‘ne Sauna oder ein japanisches Dampfbad (Onzo heisst das glaube ich) vor. Mein Badehandtuch braucht schon zwei Tage zum Trocknen! Da es aber Klimaanlagen gibt, halte ich es ganz gut aus. Leider geht mit der Klimaanlage auch die Erkaeltungsgefahr einher. Ich habe jetzt schnupfen und Halsschmerzen. Aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn wenigstens in den Raeumen eine ertragbare Temparatur herrscht. Momentan regnet es aber mal wieder und die Temparaturen sind recht angenehm.

Meine chinesisch Kenntinesse machen auch Fortschritte. Ob sie phaenomenal oder nur durchschnittlich sind, weiss ich nicht. Meine Lehrerin ist jedenfalls zufrieden. Sie reichen aber noch nicht aus, um Kontakt mit der oertlichen Bevoelkerung aufzunehmen. Nach dem "Hallo" und "Wie geht’s" hoert es dann auf! Aber ein tolles Wort habe ich schon gelernt: "Mamahuhu" heisst so viel wie "so lala" und man kann es fast immer sagen!

Bei der Arbeit ist alles beim alten. Es gibt viel zu tun und es macht Spass mit den Leuten zu arbeiten, obwohl man manchmal sehr geduldig sein muss und einzelne Dinge fuenfamal erklaeren muss.

Im Grossen und Ganzen kehrt hier langsam fuer mich der chinesische Alltag ein.

Bericht 3

Nach langem sehnsuechtigen Warten ist es wieder soweit, der dritte Bericht des ausserchinesischen in China ist da. Allerdings faellt es mir schon schwer das ungewoehnliche als ungewoehnlich zu empfinden, ich habe mich an vieles gewoehnt. Damit weiss ich gar nicht, was so alles aufregendes in der letzten Zeit passiert ist.

Am vorletzten Juniwochenende sind wir jedenfalls nach Putonsan gefahren. Das ist eine recht kleine Insel in der Naehe von Ningbo. Es war einfach traumhaft: weisser Strand, nicht mit chinesen oder anderen Touristen ueberlaufen und jede Menge Bilderbuchkloester, die mit Raeucherstaebchen in Rauchschwarden eingehuellt waren. Dort haben wir endlich mal wieder frische Seeluft geschnuppert. Gewohnt haben wir in einem alten Kloster. Das rundum nette Wochenende haben wir dann bei einem westlichen Buffet bei unserem Stammhotel in Ningbo beendet. Also ein sehr zu emfehlender Wochendausflug. Ich gebe gerne Einzelheiten bekannt!

Die Wochentage verliefen wie immer und tun es immer noch . Aufstehen, Duschen – wenn wir denn Wasser haben-, Fruehstuecken – noch mit Kaffee, der bald alle ist und echter Kaffee ist hier richtig teuer – und dann geht es zur Arbeit. Da die Hauptstrasse fast gar nicht mehr zu befahren ist, benutzten wir jetzt einige kleine Gassen. Dort findet dann der chinesische Alltag auf der Strasse statt. Die Leute fruehstuecken in kleinen Lokalen und Garkuechen auf der Strasse. Ueberall kann man in die Hinterhoefe und Haeuser schauen. Richtig interessant und idyllisch am Morgen.

Das letzte Wochenende im Juni sollte etwas ruhiger und erholsamer werden. Doch leider wurden wir Opfer der chinesischen Tuerschloesser. Diese kann man naemliche abschliessen ohne Schluessel. Man drueckt aehnlich wie bei einem Auto nur einen Knopf. Und was in Deutschland mit Autotueren passiert, passiert hier halt mit Zimmertueren. Saemtliche Schluessel der betreffenden Tueren befinden sich dann natuerlich in den jeweiligen Zimmern. Helmut und ich haben dann den halben Sonntag damit verbracht, in die Zimmer einzubrechen. Als Fazit bleibt zu verbuchen, dass wir beide recht kreativ waren, aber nicht fuer eine Einbrecherkarriere geeignet sind, da es viel zu lange gedauert hat. Also werden wir weiterhin ehrlicher Arbeit nachgehen.

Anfang Juli haben mich dann die anderen zwei Deutschen verlassen und ich hatte eine Woche vor mir, in der ich keinen Auslaender zu Gesicht bekommen sollte. Dies hatte zu Folge, dass mich alle Welt zum Essen eingeladen hat – "leider" chinesisch. Ist ja richtig nett und ich habe mich auch gefreut, aber an sich reicht mir das chinesische Essen in der Kantine, dann muss es nicht auch noch abends sein! Um diese Einladungen also geschickt zu umgehen, habe ich am Freitag dann zum Pizzaessen geladen. Im ganzen habe ich drei Arbeitskollegen (einer samt Frau) eingeladen. Der Deputy Manager plus Frau wollten nicht am Pizzaessen teilnehmen, aber spaeter noch vorbeischauen. Ich weiss nicht, ob sie dem ganzen nur skeptisch gegenueber standen. Sei es drum. Puenktlich um 18.00 tauchten dann alle auf. Nach dem der erste Schock ueber die Grobmotorik meiner Gaesten im Umgang mit Messer und Dosenoeffner ueberwunden war, haben sie bei mir den Umgang mit eben diesen Instrumentarien gelernt. Das mit dem Dosenoeffner muss ich vielleicht erklaeren. Es gibt hier eigentliche nur Bier- und Coladosen. Fuer beides braucht man bekanntlich keinen Dosenoeffner. Einen Dosenoeffner zu kaufen, war auch schon nur in Shanghaie moeglich. Es ist also verstaendlich, dass der Dosenoeffner hier ein unbekanntes Objekt ist. Nichts desto trotz waren die Pizzen irgendwann fertig. Zur fortgeschrittener Stunde kamen dann auch noch der Deputy mit seiner Frau vorbei. Seine Frau liess sich recht schnell ueberreden, noch etwas von der Pizza zu probieren. Und nach dem sie dann das zweite Stueck gegessen hatte, wollte sich ihr Mann auch nicht lumpen lassen. Damit war leider die Aussicht, etwas Pizza eingefrieren zu koennen, ziemlich schnell zu nichte, denn er hat dann doch das restliche halbe Blech vertilgt. Scheinbar tut sich hier ein lukrativer Markt fuer eine Pizzarier auf, der Verkauf von Tiefkuehlpizza reicht auch schon. Ich wuerde es begruessen. Bei irgendwelche Geschaeftgruendungen bin ich auch gerne behilflich – nur Mut!!!!!!

Nun aber zu Peking. Nach zwei Montaten war es an der Zeit, dass ich ueberpruefen musste, ob ich noch grosstadttauglich bin. Beijing schien mir ein geeignetes Objekt. Zumal ein Freund dort arbeitet und ich somit kostenlos wohnen konnte. Die erste Huerde war, wie komme ich dahin. Mit dem Zug oder mit dem Flieger, letzteres recht teuer aber auch weitaus schneller – der Zug braucht etwas mehr als einen halben Tag! Immer mit den Schauergeschichten ueber das Fliegen in China im Hinterkopf, habe ich trotzdem den Flieger gewaehlt. Welche Airline und von wo aus fliegen waren die alles entscheidenden Fragen. Name wie Great Wall Airline oder northwest, southeast oder sonst wie China Airline sind mir jetzt recht gelaeufig. Allerdings waren die Bedenken unbegruendet oder ich hatte einfach Glueck, da ich nur in verdammt modernen Maschinen geflogen bin. Nicht solche klapprigen Propellerflieger wie in Deutschland.

Zwei Tage vor Abflug habe ich dann den Fahrer losgeschickt und der hat mir das Ticket besorgt. Hier kauft man Flugtickets wie man bei uns Zugtickets kauft. Egal welche Airline, alle kosten gleich viel und sind recht teuer!

Am Freitag Nachmittag ging es dann direkt nach der Arbeit Richtung Ningbo. Das Einchecken und das Entrichten der Flughafengebuehr waren dann auch keine Huerde mehr. Und nachdem sich ein paar chinesische Kinder mit mir auf einem Errinnerungsphoto verewigt hatten, konnte ich in die Abflughalle vordringen. Dort sassen sogar noch ein paar Auslaender herum. Tja und ein paar Stunden spaeter war ich dann in Beijing. Am Flughafenausgang musste ich mich erst einmal der ganzen Hotelangebote erwehren. Als naechste mussten noch die Taxifahrer in die Schranken gewiesen werden, die mir fuer utopische Summen (bis 300 RMB) eine Fahrt anbieten wollten. Aber am Ende konnte ich dann in den Bus fuer 16 RMB einsteigen. Gegen 21.00 war ich dann in meinen Quartier und der Freund von mir hatte schon das Abendprogramm ausgearbeitet. Und es fing dann ein ganz "nornaler", fuer mich aussergewoehnlicher, Abend an: Essen gehen, diverse Kneipen, Diskos usw. Und ich kam gar nicht aus dem Staunen heraus, dass man in China so viele Auslaender auf einem Fleck treffen kann.

Am Samstag sind wir dann erst einmal schwimmen gegangen. Leider erlaubte es unsere Kondition nicht, allzu langen schwimmend im Wasser zu bleiben. Aber man konnte ganz nett am Pool sitzten. Leider wurden keine Cocktail serviert.

Der Sonntag war dann leider etwas verregnet, sodass es ausser Einkaufen und McDonalds nicht viele Alternativen gab. Tianmen Square haben wir dann nur kurz bei Regen erlebt. Uberall standen dann die laestigen Regenschirmverkaeufer herum, die kein Verstaendnis dafuer hatten, dass man keinen Regenschirm kaufen wollte. Wir waren schon klitsche nass und was sollte ein Regenschirm daran noch aendern.

Am Montag sollte ich dann mit der Chinesischlehrerin meines Freundes, eine 19 jaehrige Deutschstudentin, auf Stadtbesichtigung geschickt werden, da er halt arbeiten musste. Da es aber geregnet hat, haben wir das ganze auf Dienstag verschoben. Somit habe ich erst einmal die netten Kolleginnen meines Freundes kennengelernt und Kaffee getrunken. Leider musste ich irgendwann doch raus in den Regen. Immerhin sollten die im Buero ja noch arbeiten. Ich bin also alleine ein bisschen durch Beijing getiegert, was aber bei Regen kein Vergnuegen ist. Ich sass die meiste Zeit bei Starbuck’s oder im Irish Pub und habe gelesen. War auch nett. Am Abend ging es dann wieder raus. Erst essen und dann noch ein paar Kneipen erkunden! Aber in der Woche sind die Chinesen und die anderen Auslaender recht vernuenftig. Deshalb waren die Kneipen recht leer. Am Dienstag ging es dann auf Sightseeing Tour. Sonnenschein und Temparaturen jenseits des Ertragbaren, aber mit deutschsprachiger Fuehrung! Schon vergessen, die Chinesischlehrerin. Die geht wahrscheinlich nie wieder mit mir los. Ich habe Beijing in einen Tag gemacht! Also Tianmem Square, Verbotene Stadt, Mousuleum, Beihai-Park, chinesische Gassen usw. in etwa 8 Stunden. Leider waren das noch nicht alle wichtigen Touristen Highlights. Die Mauer und die ganzen Sommerpalaeste fehlten halt noch. Die Mauer kann man im Rahmen einer recht teuren Tour mit tausenden Touristen erleben oder man geht auf eigene Faust los und macht eine Mauerwanderung. Ich habe mich natuerlich fuer letzteres entschieden, da ich nicht KFC auf der Mauer besuchen wollte. Als die Entscheidung fiel, wollte die Chinesin noch mitkommen. Leider hat sie es sich noch einmal ueberlegt und ich musste doch alleine fahren. Ich musste also mit meinen spaerlichen Sprachkenntnissen in Gebiete vordringen, wo ich sicherlich keinen Treffen wuerde, der Englisch kann. Aber mit der Hoffnung, dass meine Handy funktionieren wuerde, sahe ich fuer die Aktion kein Problem! Erst ging es mit einen Bus nach Hairou. Dort musste ich dann einen Bus nach Huanghua finden. Beides stellte sich als kein grosses Problem dar. Nachdem ich dann auch dieses Hairou verlassen hatte, ging es in die Berge, wo schon recht bald mein Handy keinen Empfang mehr hatte! Nach etwa einer halben Stunde, war ich der letzte im Bus. Alle Chinesen waren ausgestiegen und ich fragte mich so langsam, wo ich denn enden wuerde. Nach insgesamt einer Stunde sah ich endlich die Mauer. Tja und dann habe ich mir sorgen gemacht, wie komme ich denn zurueck! Der Busfahrer sagte zwar immer: " Meiyou wenti", es gaebe genug Busse. Allerdings trat hier wieder das Naturgesetz in Kraft, "meiyo wenti" (kein Problem) ist immer ein grosses Problem. Und es war dann auch ein Problem, da er erst wieder am naechsten Tag fahren wuerde und von den anderen Bussen war auch nicht mehr die Rede! Und wieder um eine Erfahrung reifer. Hatte er aber ganz schoen schlau eingefaedelt – muss ich zugeben. Er bot mir natuerlich ganz grosszuegig an, auf mich zu warten und dann zurueckzubringen! Nach einigen Handeln sind wir uns zwangslaeufig einig geworden. 100 RMB hat er bekommen, dass er auf mich 4 Stunden wartet und die Stunde in die Stadt zurueckfaehrt. In meiner Situation ein noch akzeptables Ergebnis. Das war also geregelt und es ging daran, die Mauer zu besteigen. Ein Spaziergang war das sicherlich nicht. Ging ziemlich steil bergauf. Etwa 10 andere Touristen habe ich dann doch getroffen. Zu dritt haben wir dann die ganze Mauertour gemacht. An einem der gut erhaltenden Tuerme fanden wir dann einen sehr netten Chinesen vor, der uns mit einer Leiter behilflich war, den Turm zu besteigen. Er war richtig besorgt, dass wir heil rauf und runter kommen. Am Ende hat er dann die Hand aufgehalten und wollte 5 RMB! Tja auch hier hat der Kapitalismus Einzug gehalten. Nicht desto trotz war es ein Erlebnis in der totalen Wildnis die Mauer im urspruenglichen Zustand zu sehen. Mal sehen, wann hier der erste McDonalds auf der Mauer eroeffnet. Vielleicht ist auch KFC schneller!

An den restlichen Tage bin ich ein bisschen in Beijing herumgeirrt und haben noch die Sommerpalaeste und ein paar Parks besucht. Aber an sich war es zu heiss, um irgendetwas zu machen! Am Samstag ging es dann zum Einkaufen auf den Seidenmarkt. Wer handeln kann, kauft hier zum Spottpreis ein. Wir haben zwei Strategien recht erfolgreich angewendet: Man fragt nach dem Preis und tut interessiert, dann sagt man zu teuer. Dann sagt man dem Verkaeufer ein Preis, der etwa 30% der Ausgangspreises entspricht. Der Verkaeufer sagt natuerlich nein. Dann geht man weg. Meistens rufen sie dann aber hinterher: "ok, ok" und machen ein Jammergesicht. Die andere Taktik ist man schaut sich etwas an und der Verkaeufer sagt dann ziemlich schnell einen Preis. Man tut voellig desinteressiert und macht anstalten wegzugehen. Es ist erstaunlich, wie schnell dann der Preis faellt.

Man braucht aber kein schlechtes Gewissen zu haben, die Chinesen verdienen daran immer noch gut- ich weiss zwar nicht wie. Aber verschenken werden die auch nichts.

Am Freitag und Samstag Abend habe ich noch einmal ausfuehrlich das Nachtleben Beijings genossen und dann war die schoene Zeit auch schon vorbei!.

Seit einer Woche sitze ich nun wieder in Simen und geniesse das ruhige und beschauliche Leben auf dem Lande! Allerdings hat sich eine gravierende Aenderung ereignet. Unser Swimmingpool und die Gartenbegruenung sind mit fast vier woechiger Verspaetung fertig. Leider fehlen uns die Chemikalien und so sieht das Wasser schon nach einem Tag ziemlich gruen aus. Wir ueberlegen schon, doch lieber eine Fischzucht aufzumachen! Aber vielleicht bekommen wir ja doch noch Chlor!

Letztes Wochenende konnten wir auch zum ersten Mal gemuetlich im Garten sitzen. Allerdings war es ab 11.00 viel zu heiss und auch eine Stunde am Morgen wurde mit einem Sonnenbrand quittiert. Auch in China kann man sich also einen Sonnenbrand holen – warum auch nicht?! Ebenso haben wir in Ningbo ein Nest mit ein paar anderen Deutschen gefunden. Der eine hat ne Holzspielzeugfabrik und die anderen arbeiten bei der Metro! Ausserdem haben sie verraten, in welchen Diskos und Bars man abends die ganzen Auslaender findet! Damit wird Ningbo auch ein bisschen attraktiver!

Bei der Arbeit ist alles beim alten. Zur Zeit kuemmere ich mich um die neuen Produkte und baue ein Service und Qualitaetsteam auf. Bei beiden Aufgaben kann man viel machen, es ist interessant und macht Spass.

Mein Chinesisch ist leider immer noch recht duerftig, da in diesem bloeden Lehrbuch Vokabeln verwendet werden, die im alltaeglichen Leben ziemlich unrelevant sind. Aber mitlerweile habe ich ein bisschen von der Grammatik verstanden und meine Ausprache wird auch langsam besser. Ausserdem habe ich jetzt mit meiner Lehrerin angefangen, bei jedem Treffen eine halbe Stunde lang sinnvolle Vokabeln und Saetze zu lernen.

Seit letzten Donnerstag ist hier die Falun gong Sekte verboten. Seidem sind die Nachrichten voll davon, es scheint nichts anderes mehr in der Welt zu passieren. Es treten alle moeglichen Gruppen auf und erzaehlen, wie schlecht Falun Gong ist. Sie macht Leute krank, ist fuer das letzte Hochwasser verantwortlich, weil sie die Social Order und die Umwelt stoeren usw. Alle moeglichen Gruppen aeussern sich, weil die Regierung sagt, dass es nicht gut und verboten ist! Die Wissenschaft wird jetzt hochgelobt, weil die Wissenschaft ja schon immer gesagt hat, dass das alles Humbug ist. Und jetzt rennen alle in oeffentliche Vorlesungen und lernen Wissenschaft!

Viele Sektenmitglieder kehren von heut auf morgen der Sekte den Ruecken und geben die ganzen Buecher, Poster usw. ab. In Deutschland wuerde das heissen. Gerhard Schroeder stellt sich hin und sagt Scientology ist verboten. Alle Sektenmitglieder stimmen dem dann zu, kehren in ein normales Leben zurueck, geben ihre Buecher zurueck und bekunden oeffentlich, dass sie einen grossen Fehler begangen haben. Am Ende danken sie Schroeder, dass er sie wachgeruettelt hat. Das waere doch schoen - oder!?!?

Schon ein bisschen komisch!

Bericht 4

Diesmal etwas verspaetet, aber vergessen habe ich ihn nicht, den vierten Bericht. Es scheint doch so einige zu geben, denen ich mit dieser Darstellung das Leben etwas erheitere.

Nun ist wieder ein Monat ins Land gegangen und eigentlich kann ich ueber keine so aufregenden Sachen wie Swimmingpooleroeffnung, Beijingreise etc. berichten. Vielmehr war es nur "JP allein Zuhaus". Die beiden anderen Deutschen waren fuer ein paar Wochen auf Heimaturlaub. Anfang August sind sie ueber Beijing weggeflogen. Zur selben Zeit war auch noch ein Malaysier von Newey (auch eine Prym Tochter) bei uns zu Besuch. Freitags bin ich dann mit ihm nach Shanghai gefahren, da sein Flieger am Samstag morgen ging. Deshalb bot es sich an, noch einen gemeinsamen Abend in Shanghai zu verbringen. Aber normal sollte das natuerlich auch wieder nicht werden. Bis Shanghai verlief die Fahrt noch recht normal. In Shanghai zeigte sich allerdings das Problem, wie erklaert man einem chinesischen Fahrer, dass der Gebrauch eines Stadtplanes durchaus sinnvoll ist oder dass man sich den Weg erklaeren laesst. Es dauerte ziemlich lange bis ich das Problem geloest hatte. In der Zwischenzeit irrten wir etwa eine Stunde in Shanghai umher, bis er dann doch ein paar Richtungsangaben beruecksichtigt hat. Irgendwann waren wir dann am Hotel. Der Abend gestaltet sich dann so, wie man es fuer einen, der in die Zivilisation zurueckkehrt, erwartet. Mexikanisch Essen gehen und danach noch gemuetlich im Irish Pub den Abend ausklingen lassen. Den Rest des Wochenendes moechte ich dann nur noch kurz zusammenfassen, da er etwas weniger erfreulich war. Scheinbar hatten wir Deutschen uns ein Magenproblem zugezogen. Ich verbrachte jedenfall den Rest des Wochenendes im Bett, unterbrochen von einigen Badezimmerbesuchen. Am Sonntag war ich dann soweit Reisefit, dass ich nach Simen zurueckkehren konnte. Ich erfuhr dann spaeter, dass es den anderen beiden in Beijing nicht viel besser ergangen ist.

Wieder in Simern stellte sich die Frage, was macht man denn alleine Abends in Simen. Aber diese Frage wurde sehr schnell geloesst. Viele der Arbeitskollegen dachten sich wohl, dass ich jetzt heimatlos sei. Folglich bekam ich das Probleme, die ganzen Essenseinladungen zu koordinieren. War ja riesig nett, aber an sich mag ich das Chinesische Essen nicht ganz so gerne. Es ist mir immer peinlich, wenn ich nicht alle Sachen esse, die die Chinesen fuer das Beste der Welt halten. Zweimal die Woche hatte ich meinen chinesisch Unterricht und somit fiel das chinesiche Essen an diesen Tagen aus. An ein paar anderen Tagen konnte ich den Spiess umdrehen und habe einfach ein paar zum Essen eigeladen. An einem Abend gab es dann Spaghetti Carbonarra. Am naechsten Morgen stand der Deputy vor mir, hielt mir eine Tuete mit Spaghetti unter die Nase und wollte gerne Kochunterricht bekommen! Leider hat es bis jetzt noch nicht geklappt, aber ich werde dafuer sorgen, dass hier die zukuenftigen Pastakoeche Chinas heranwachsen. Den eine Sohn vom Arbeitskollegen haben wir auserkoren, Pizzabaecker zu werden. Mit 5 Jahren ist er schon ein begeisterter Pizzaesser – ideale Voraussetzungen.

An dem zweiten Wochenende ging es dann mal wieder auf Kneipensuche nach Ningbo. Jedenfalls hatte ich jetzt neue Informationen, so dass sich das Suchen wieder lohnte. Tatsaechlich habe ich dann die Kneipen von Ningbo gefunden. Dort laufen sogar ein paar Auslaender herum. Ausserdem findet man dort auch nette Chinesinnen, die Englisch koennen. Es gibt jetzt also genug Gruende, dort regelmaessig wieder aufzulaufen! Wahrscheinlich hofft jetzt jeder, dass ich endlich mal etwas ueber die Chinesinnen schreibe. Anfragen diesbezueglich habe ich zu genuege bekommen. Aber da halt ich es wie ein Gentleman, er schweigt und …. Es ist auf jedenfall ganz nett, wenn man in Kneipen kommt und kennt die Leute dort. Die restlichen Tage verliefen recht normal, jedenfalls ist es fuer mich hier in China normal.

Anfang September stand dann Ursulas Geburtstagspoolparty auf dem Programm. Wir waren alle gespannt, wie denn Chinesen zu einer Poolparty stehen. Bis jetzt kannten wir nur die chinesischen Feiern, d.h. Essen gehen und eventuell noch ein bisschen Karaoke. Das ganze dauert etwa 2 Stunden. Gegen 17:00 Uhr kamen dann die ersten Gaeste. Die wenigsten waren natuerlich mit Badesachen ausgestattet. Einigen konnten wir noch aushelfen, aber es waren doch sehr wenige, die das Angebot zum Schwimmen annahmen. Auch nicht verwunderlich, da die meisten nicht schwimmen koennen. Das Schwimmen verlief anfaenglich recht normal bis einige der Damen und Herren die Gartenschlaeuche entdeckt hatte. Diese wurden natuerlich als Revanche fuers Spritzen der Schwimmenden eingesetzt. Waere das Durchschnittsalter im Teenagerbereich gewesen, waere dieser Verlauf sicherlich normal gewesen. Aber das Ende kam noch. Diese Provokation mit den Schlaeuchen konnte natuerlich nur eine Konsequenz haben – die Initiatoren werden nicht genannt. Einige von den Damen und Herren sind dann jedenfalls doch noch Schwimmen gegangen. Beim naechsten mal erklaeren wir ihnen auch, dass man sich vor dem Schwimmen umzieht und nicht nachher. Gluecklicherweise konnten wir mit frischen Klamotten aushelfen. Diese ganze Plantschaktion dauerte dann etwa 1 Stunde. Danach gab es dann endlich leckeres Essen, Bouletten, Kartoffelsalat, Baguette, Spagetti usw. Ja und als dann alle gespeisst hatten, sind alle wieder nachhause gegangen. Nur Wang Kefu blieb als einziger Chinese. Als Fazit bleibt zu vermerken, dass die Party ein deutsch chinesisches Gemisch war, Anfang und Ende waren Chinesisch und dazwischen war es Deutsch! Nichts desto trozt war es eine klasse Party, halt nur etwas kurz.

Als Ergebnis dieser Badeaktion – und das will ich euch nicht vorenthalten – haben wir eine neue Freizeitbeschaeftigung. Wir haben jetzt einige Damen aus dem Office, die bei uns Schwimmunterricht nehmen. Zwei sind recht eifrig dabei und nachdem wir Schwimmfluegel und Schwimmbrett erstanden haben, gehen wir jetzt provesionell vor. Mal sehen, wann wir den ersten Freischwimmerschein austellen.

Den naechsten Bericht gibt es dann erst Ende Oktober, wenn ich mir die Chinesen in einer Feldstudie im Suedwesten Chinas angeschaut habe.

Feldstudie - ich reise durch China

Was passiert wohl, wenn ich in China auf Reisen gehe und meine Tante plus Cousinen treffe! Auf jeden Fall nichts Langweiliges.

Meine Anreise nach Guangzhou war noch recht harmlos. In Guangzhou angekommen haute mich die Hitzewelle und die ziemlich verschmutzte Luft fast um. Bei einer recht langen Taxifahrt durch das totale Verkehrschaos - dagegen ist Shanghai schon fast gemuetlich – stellte ich fest, dass es in Guangzhou eine Anschnallpflicht gibt! Nachdem ich meinen Besuch getroffen hatte, klang der Abend langsam in einem netten Biergarten aus. Am naechsten Morgen ging es dann kurz auf Stadtbesichtigung. Von grossem Interesse war der Markt. Hier konnten wir alles Lebende und Tote bestaunen, das in China auf den Tisch wandert. Tierfreunden ist dieses etwas zweifelhafte Vergnuegen sicherlich vorzuenthalten. Danach haben wir haben uns eigentlich nur noch vegetarisch ernaehrt!

Am Abend ging es dann auf unser Kreuzschiff, jedenfalls dachte das wohl mein Besuch. Ich konnte ihn aber leider nur einen einfacheren chinesischen Flusskreuzer bieten. Auf drei Decks waren sklavenschiffartig doppelstoeckige Holzkojen angeordnet (etwa 300 Nasen pro Deck). Wir hatten 5 Holzverschlaege, die fuer die naechsten 18 Stunden unser Zuhause waren. Etwas anderes, z.B. Stuehle oder Baenke, gab es auf dem Schiff nicht, abgesehen von ein paar Toiletten. Nach dem diese Tatsache verkraftet war, bemerkten wir, dass wir auch die einzigen Auslaender waren. Zu Spekulationen regte natuerlich unsere Zusammensetzung an: vier Frauen und ein Mann! Als naechstes wurde natuerlich der Fernseher eingeschaltet. In ohrenbetaeubender Lautstaerke droehnte uns die neuste Pekingoper in die Ohren. Wir hofften nur, dass es nachts etwas leiser werden wuerde. Als der Aeppelkahn losgetuckert war, dauerte es etwa eine halbe Stunde bis wir Guangzhou hinter uns gelassen hatten und wir die schoene Flusslandschaft geniessen konnten. Unsere blosses Erscheinen war natuerlich noch nicht alles. Im Laufe des Abends fing ich an eine ueberdimensionale Pampelmuse, eine Pomilo, zuzubereiten. Leider schien ich diese Frucht nicht so fachmaennisch zu sezieren. Jedenfalls lachten sich die ganzen Baeuerinnen fast zu Tode und gaben mir immer wort- und gestenreich Anweisungen, die ich aber nicht verstand. Jedenfalls konnte ich so das ganze Boot etwas unterhalten. Als die Frucht dann endlich verspeisst war, gab es Ruhe. Nach einem Schlummertrunk fing dann tatsaechlich die Nachtruhe an. Am naechsten Morgen hielt das Boot dann an verschiedenen Stellen und wir konnten so einige kleine Staedte oder Doerfer aus der Naehe sehen. Leider betrat bei einem solchen Stop ein Spieler das Schiff und wir mussten festellen, dass ein Spieler an Baord mehr Laerm produziert als der Fernseher. Wir von der Tarantel gestochen stuerzten die Maenner auf den Spieler. Am Ende war gar nicht auszumachen wer wen betruegt. Jedenfalls schummelten beide Seiten nach Herzenslust und entrissen sich immer wieder die Karten. Gespielt wurde mit drei Karten, aehnlich dem Huetchenspiel. Eigentlich warteten wir darauf, dass sie jeden Moment anfangen sich zu schlagen. Es war einfauch laut, aggressiv, hektisch. Zum Glueck war der Spuk recht bald beim naechsten Stopp vorbei. Gegen 11.00 erreichten wir dann Wuzhou, die Endstation. In Wuzhou blieben wir dann eine Nacht und nahmen am naechsten Morgen den Bus nach Yangshuo. Dort verweilten wir dann fast eine Woche. Yangshuo ist ein Backpackerparadies. Billige Unterkeunfte, viele billige westliche Kneipen und eine schoene Landschaft fuer Radtouren und Flussfahrten. Leider trafen wir hier auf recht penetrante Verkaeufer auf der Strasse und in den Geschaeften. Es war eigentlich nur Ausspannen mit chinesischen Ambiente angesagt, da ich keine Lust hatte viel Bus zu fahren. Danach ging es dann nach Guilin, damit die Damen vor ihrer Heimreise noch einmal das Einkaufsparadies China erleben konnten. Am Donnerstag trennten sich dann unsere Wege. Ich flog weiter nach Kunming und die anderen traten ihre Rueckreise ueber Hongkong nach Deutschland an. Aber ich sollte auch nicht lange allein bleiben, da ich in Yangshuo einige getroffen hatte, mit denen ich mich in Kunming und Dali bei Kunming wieder treffen wollte. Ich war halt auf der typischen Rucksackstrecke unterwegs. In Kunming konnte ich am fuehen Morgen beobachten wie die komplette Belegschaft eines Kaufhauses vor schierer Begeisterung platzend Morgengymnastik machte. Natuerlich verfolgten viele Schaulustige diese Spektakel mitleidsvoll!

Am Samstag Abend war ich dann endlich in Dali. Gluecklicherweise habe ich das letzte schoene Zimmer in einem netten Gaestehaus bekommen, schoener kleiner Bambusgarten mit Springbrunnen. Abends gab es immer VideoCD. Leider haben die Chinesen die Vorliebe fuer Mr Bean und so gab es zwei Tage lang nur Mr Bean – furchtbar. In Dali passierte auch nicht so viel. An einigen Tagen war es lausig kalt und verregnet. Ohne Heizung ist das ziemlich unangenehm. Aber an den schoenen Tagen ging es dann in die Berge und in die Doerfer zu den Maerkten, welche hier noch soziale High Lights im Leben der Bauern sind. Ein Erlebnis besonderer Art war noch meine Radtour mit einem Amerikaner. Obwohl es nach Regen ausgesehen hatte, hatten wir das Beduerfnis nach koerperlicher Anstrengung. Also waehlten wir das Fahrrad, um zum 35 Km entfernten Mark zu gelangen. Alle anderen waehlten den Bus. Die ersten Kilometer absolvierten wir auf dem Highway recht zuegig. Und dann musste das passieren, was immer passiert, wenn man in the middle of nowhere und ohne Flickzeug ist – ein Platten. Nach einer etwas muehseligen Kontaktaufnahme mit den Bauern auf den Reisfeldern, waren wir guten Mutes im naechsten Dorf eine Reparaturmoeglichkeit zu finden. Im Dorf wurden wir dann erst mal kreuz und quer gescheucht – scheint eine Art Volkssport zu sein – bis uns der erste eine Luftpumpe unter die Nase hielt. War ja nicht schlecht fuer den Anfang. Jedenfalls waren alle im Dorf begeistert, ein paar Auslaender zu sehen. Irgenwann wollten wir es aufgeben und es im naechsten Dorf probieren. Da kam dann doch noch einer hinterher gerannt und zeigte uns einen Hinterhof, wo tatsaechlich einer Fahrraeder repariert. Wahrscheinlich war das alles Taktik, um den Preis in die Hoehe zu treiben. Jedenfalls fing dann erst einmal das Preisverhandeln an. Bei 30 RMB fing es an – entspricht etwa einem Tagesverdienst – und bei 5 RMB einigten wir uns. Normalerweise zahlt man 2 RMB. Nun gut sie sollten ja noch das Gefuehl haben, ein gutes Geschaeft gemacht zu haben. Bischen mulmig wurde uns als immer mehr Leute um uns herum standen, aber sie waren nur neugierig. Ermutigt durch die Preisverhandlung, meinte sie wohl ich wuerde alles verstehen. Jedenfalls redeten sie unentweg, wovon ich aber fast nichts verstand. Ich verstand aber, dass sie noch alle moeglichen Geschaefte machen wollten – eurer Phantasie sei da keine Grenzen gesetzt, es war sehr viel. Um sie dann schliesslich zum Schweigen zu bringen, hat der Amerikaner noch Zigaretten besorgt und grosszuegig verteilt. Das half erst einmal. Nach etwa einer Stunde war dann das Fahrrad repariert und wir konnten weiterfahren. Danach ging es noch durch ein paar Doerfer. Schockierend fanden wir, wie aermlich und kalt diese Haeuser waren – reiner Betonfussboden und ziemlich karg ohne Heizung eingerichtet. Auf dem Markt gab es nicht viel zu sehen, da es in Stroemen regnete und der Markt eine Schlammgrube war. Also ging es gleich wieder zurueck. Diesmal waehlten wir die alte Landstrasse, eine Art Buckelpiste. Nach den 35 Km konnten wir dann jeden einzelnen Knochen fuehlen. Ziemlich erschoepft, leicht durchgefroren und klitsche nass kamen wir zurueck und sehnten uns nur nach einer heissen Dusche. Unser Gaesthaus warb mit "reliable hot water for 18 hours". Leider mussten wir hier auch mit der chinesischen Interpretation von reliable Vorlieb nehmen. Das Wasser war etwas waermer als eiskalt. Aber nach einem heissen Tee und einem warmen Essen ging es dann schon besser.

Der Rest verlief nach meinen Chinaerfahrungen normal. Lediglich der Rueckflug von Kunming nach Hangzhou sollten noch einmal recht interessant werden. Als erstes hatte der Flieger Verspaetung, sodass ich mehrmals Helmut und Ursula ueber den Stand der Dinge unterrichten musste. Irgendwann wurde mir auch mitgeteilt, dass wir erst nach Wenzhou fliegen und dann nach Hangzhou – Flugzeit etwa 4 Stunden. Bis Wenzhou lief noch alles nach Plan. Aber in Wenzhou mussten dann alle austeigen. Nach einer halben Stunden durften wir wieder einsteigen. Dann allerdings stellten sie fest, dass sie das ganze Gepaeck ausgeladen hatten und nicht mehr wussten, was weiter nach Hangzhou musste. Also mussten alle wieder aussteigen und ihr Gepaeck identifizieren. Danach passiert dann nichts, d.h. wir warten auf ein paar Passagiere. Leider sind die Chinesen manchmal recht ungeduldig, sodass von Minute zu Minute die Passagiere immer nervoeser wurde und permanent nach den Stewardessen verlangten, um sich zu beschweren. Die armen bekamen dann die ganze Wut der Chinesen ab. Eine musste dann nach 10 Minuten aus dem Verkehr gezogen werden, die war kurz vor dem Zusammenbrechen. Nach etwa 10 Minuten klingelten dann permanent diese Serviceklingeln. Da gab es nur eins Augen schliessen und langsam zaehlen! Gleucklicherweise starteten wir dann doch irgendwann und damit war wieder etwas Ruhe im Flieger und ich konnte weiterlesen.

Das waren dann auch die groessten High Lights. Die vielen kleinen kann ich nicht erzaehlen, sonst kann ich gleich ein Buch schreiben.

Weiteres gibt es dann muendlich in Deutschland zu hoeren.

Dies war leider der letzte Bericht, da ich in zwei Wochen China verlasse und wieder nach Aachen zurueckkehre.